Gefährliche Folgen
Rein "positives" Training und seine Konsequenzen

Rein "positives" Training und seine Konsequenzen
Begrifflich wird das Training mit "positiver Verstärkung" leider oft falsch als "positives" Training im Sinne der wertenden Begriffe "positiv" (gut) und negativ (schlecht) verwechselt. Aus diesem Missverständnis heraus entsteht der Eindruck, ein Training, ausschließlich im Sinne der positiven Verstärkung, sei ausschließlich gut für den Hund. Leider (oder natürlich) zeigt sich das genaue Gegenteil: Aufgedrehte Hunde ohne Regeln, an der Leine ziehen, Hunde ohne echte Erziehung, quasi im Dauer-Stress.
Auf die Begrifflichkeiten Belohnung, Strafe, positives und aversives Training möchte ich hier nicht weiter eingehen. Dazu gibt es unzählige gute Artikel im Internet.
Allerdings möchte ich zwei Situationen teilen, die stellvertretend für den "positiv"-Trend und seine Folgen stehen.
Auf meinem Spaziergang sehe ich ein Mensch-Hund-Team in weiter Ferne. Der Hund sieht uns und hat seinen Menschen in diesem Moment fast vergessen. Der Hund will nicht mehr weiter. Frauchen lockt mit Futter, versucht mit "Tricks" wie "Drehen" und "Männchen" den Hund abzulenken und zum Weitergehen zu animieren. Es gelingt ihr, ca. 2 Meter weiterzugehen. Wir nähern uns im ruhigen Schritttempo. Hund läuft an langer Leine in die Wiese und schnüffelt, macht sein Ding. Spätestens jetzt wäre es an der Zeit, den Hund zu sich zu holen und ihm zu zeigen, was zu tun ist. Dazu kommt es nicht.
Hund bemerkt uns wieder, erstarrt, Leine lang, Frauchen macht nichts. Zack: Hund löst aus und schiesst auf uns zu. Ich muss darum bitten, die Leine doch etwas kürzer zu nehmen, damit wir wenigstens durchkommen. Ist das positiv? Ist das ein positiver Umgang mit dem Hund? Ist es positiv, wenn der Hund gestresst ist und auslöst? Ist es positiv, dass wir angebellt werden und es so laut ist, dass wir uns nicht einmal grüssen können?
Zweite Situation: Ich komme zu einer Kundin. Der Hund ist sechs Monate alt. "Dank" der Hundeschule wurden keine, wirklich gar keine Grenzen gesetzt. Es wurde ein großer Kurs besucht, der natürlich auch günstiger ist, als Einzellektionen oder ganz kleine und kontrollierte Gruppen. „Rein positiv“ und „artgerecht“, schreibt man sich hier auf die Fahne.
Ich finde eine erschöpfte Besitzerin und einen überdrehten Hund vor. Ich kann der Besitzerin keinen Vorwurf machen! Sie hat (leider) alles ausprobiert, was ihr geraten wurde. Der Hund hat fast den halben Garten umgegraben. Ihm sei langweilig, hat man ihr gesagt. Sie solle ihn mehr beschäftigen. Ich denke mir: Noch weniger Schlaf? Noch mehr Action? Noch mehr Aufregung? Mir fehlen die Worte.
Wir fangen an, eine kleine Regel aufzustellen. Ab sofort darf der Hund nicht mehr einfach durch die Terrassentür stürmen, sondern muss davor auf die Freigabe warten. Kann man von einem Hund verlangen, oder? Schon beim ersten Hinweis auf die ab sofort geltende Regel schaut der Hund verwundert, streckt sich, gähnt und legt sich hin, legt den Kopf ab, entspannt sich. Ist es negativ, dass Frauchen und Hund endlich durchatmen können? Etwas später wird er in seine Box geschickt. Zum ersten Mal seit vier Wochen (!) bleibt er ruhig liegen und kann sich entspannen. Warum? Die Energie ist jetzt nicht mehr am Anschlag, die Halterin agiert mit meiner Unterstützung ruhig und sicher.
Ist positives Training also wirklich positiv und artgerecht?
Jedenfalls sind die Folgen oft eine Belastung für den Hund, den Menschen und die gesamte Umwelt. Zudem kann es nicht selten gefährlich werden. Wenn ein Hund, der ja so herzig WAR, irgendwann gross und kräftig ist, wird aus dem Wuffen ein Bellen, aus dem Schnappen ein Beissen, aus dem Hängen an der Leine ein Losreissen und aus der einst wunderbaren Vorstellung vom Leben mit Hund ein Alptraum, der mit "positiv" nichts mehr zu tun hat.
Weitere wertvolle Beiträge zum Thema gibt es unter anderem auf den Social Media Kanälen von KANOS Hund-Mensch-Coaching und edogcation von Gabriela Frei-Gees. Auch der Podcast von canis ist hörenswert.
Zu guter Letzt: Das heißt nicht, dass ich ohne positive Verstärkung bzw. Belohnung oder Bestätigung arbeite. Ich liebe es sogar, die passenden Verstärker zur richtigen Zeit und beim richtigen Hund einzusetzen! Es gilt jedoch, die gesamte Bandbreite der Lerntheorien flexibel und vernünftig zu nutzen!
Deine Ida
von Verbindung Hund – für Freude und Verlässlichkeit!
Wann beginne ich mit dem Training?
Üben, wenns (noch) leicht ist!💯
Gerade komme ich von unserem Morgenspaziergang zurück und mein Kopf ist voller Gedanken. Ich traf zwei Hunde mit ihren Menschen. Zuerst ein kleiner und sehr junger Hund und ein sehr freundlicher junger Mensch - es KÖNNTE so harmonisch sein. Und leider sehe ich, was in naher Zukunft passieren könnte und höchstwahrscheinlich auch wird. Mensch gibt Hund keinerlei Führung, zeigt ihm nicht, wie er sich an ihm orientieren darf.
Konkret sieht das so aus: Hund läuft auf der Seite von uns, die Leine hängt (noch) durch, ist jedoch keine echte Verbindung zum Mensch, Hund ist (noch) freudig-neugierig, starrt meinen Hund an, schaut immer wieder zurück, Mensch bleibt stehen, Hund schaut zurück usw...
Zweite Begegnung mit großem und kräftigen Hund, der mit Futter und Streicheln (streicheln ist für die meisten Hunde vor allem draußen KEINE Belohnung oder Beruhigung), abgelenkt werden soll.
Sieht so aus: Der Hund hockt, starrt in unsere Richtung, ist voller Spannung und bekommt ohne Blickkontakt zum Halter Futter.
Im ersten Fall wird der Hund vermutlich bei Hundebegegnungen bald auslösen (bellen, pöbeln, aufgeregt sein), wenn er gemerkt hat, dass er an der Leine sich selbst überlassen ist.
Zweiter Hund ist in der Phase, in der sich Frust und Stress bei Hundebegegnungen gerade etablieren.
Wichtig: Genau dieser Hund zeigte vor einem halben Jahr fast exakt das beschriebene Verhalten (freudig, aufgeregt, ohne Führung) des kleinen Hundes der ersten Begegnung!
Übrigens bin ich nicht grundsätzlich gegen Futter im Training. Es sollte aber bitte ein gewünschtes Verhalten zur richtigen Zeit verstärken!
Deshalb: Die Phase, in der der junge oder "neue" Hund (noch) nicht bei Hundebegegnungen auslöst, nutzen!
Auch Hunde aus dem Tierschutz konsequent führen und nicht "ankommen lassen".
Wir verlangen nämlich ziemlich viel von unseren Vierbeinern in unserer Welt - und müssen deshalb frühzeitig Verantwortung übernehmen, so dass ein stressfreies Leben für BEIDE - Hund und Mensch - möglich wird - alles andere ist unfair.
Neben verantwortungsvoller Führung bei Hundebegegnungen sollte bei JEDEM Neueinzug eines Vierbeiners vor allem eins mit dem neuen Zuhause verbunden werden - Ruhe!
Verbindung Hund - für Freude und Verlässlichkeit!❤️

Brut- und Setzzeit.
Frust oder Chance?
vom 1. März bis 31. Juli gilt im Wald und am Waldrand Leinenpflicht, um Jungtiere und brütende Vögel zu schützen. Vielleicht fühlt sich das für dich und deinen Hund zunächst wie eine Einschränkung an – doch tatsächlich steckt darin eine große Chance, euer Training gezielt zu verbessern und sogar Spaß dabei zu haben!
Immer wieder beobachte ich, dass Hundehalter ihre Hunde anleinen – und plötzlich die Kommunikation aufhört. Doch genau hier liegt der Schlüssel: Die Leine sollte nicht das Ende des Miteinanders bedeuten, sondern ein wertvolles Trainingswerkzeug sein! So kannst du an der Leine Orientierung, Rückruf und Impulskontrolle spielerisch und effektiv üben.
Dabei ist ein gutes Handling wichtig, damit du und dein Hund euch sicher und entspannt bewegen könnt.
Nutze diese Zeit, um die Verbindung und Kommunikation mit deinem Hund zu vertiefen! Gerne unterstütze ich dich dabei – melde dich einfach bei mir.
Ich zeige ich dir, wie du das Arbeiten an der Leine sinnvoll gestaltest und die Verbindung zu deinem Hund stärkst. Lass uns gemeinsam daran arbeiten – ich freue mich auf dich!
Herzliche Grüße
Deine Ida
von Verbindung Hund
Nach welcher "Methode" funktioniert mein Training?

Selberdenken mag ich!
Auf dem Wasser sind Enten, links von uns am Ufer wild tobende Hunde. Carlo widersteht dem deutlich sichtbaren Impuls, zu den Hunden hinzugehen. Dabei sage ich nichts, außer, dass ich seine gute Entscheidung stimmlich lobe. Voraussetzung dafür ist:
1. er hat gelernt, dass einfach irgendwo hinrennen und sämtlichen Bewegungsreizen nachzugehen unerwünschtes Verhalten ist❗️
2. er sich an mir rückorientiert oder etwas anderes macht, was ich akzeptiere (z.B. ruhig schnüffeln, was in dem Falle selbstbelohnend wäre). Dabei ist für mich, je nach Hund, dessen Dynamik und Vorerfahrung, Schritt 1 der entscheidende!
Ich kann das von ihm verlangen, weil ich ihm gezeigt habe, was ich möchte und vor allem was nicht! Schon in der 9. Woche habe ich angefangen ihm beizubringen, Reizen zu widerstehen mit ganz kleinen spielerischen Aufgaben. Denn von heute auf morgen geht das selbstverständlich nicht. Die gute Nachricht: Üben macht so Spaß und stärkt die Verbindung zwischen Hund und Mensch! 🔥🐶💯
Wenn ich merke, das Selberdenken fällt ihm (noch) zu schwer, breche ich das Verhalten mit dem Abbruchsignal ab. Dabei ist, wie immer, das richtige Timing essenziell. Die, in der Hundewelt heiss diskutierte Frage, nach der richtigen „Methode“ des Hundetrainings kann ich anhand dieses kurzen Ausschnittes gut beantworten: Für mich gibt kein schwarz oder weiß. Die individuelle Mischung aus einer klaren inneren Haltung, Aufzeigen unerwünschten Verhaltens❗️und ab und an der richtigen Belohnung zur richtigen Zeit macht für mich aus Erfahrung (gesehen und gelesen!) Sinn!😉
Wichtig: Bevor das Verhalten nicht etabliert ist, ist der Hund natürlich an der (Schlepp-) Leine!
Verbindung Hund …für Freude und Verlässlichkeit!
Viele Grüsse
Deine Ida
von Verbindung Hund
Das Abbruchsignal
Was tust du, wenn du deinen Hund z. B. daran hindern möchtest, etwas vermeintlich Leckeres auf einem Weg zu fressen? Anzeigen lassen? - Super, das ist auch eine Möglichkeit. Jedoch manchmal muss man dem Hund sagen können: "Lass das". Was du dabei sagst, ist egal. Es sollte nur immer möglichst das gleiche Wort sein. Ein sauber aufgebautes Signal, das das Verhalten eines Hundes verlässlich abbricht ist so wichtig und praktisch! Ja, der Rückruf ist auch wichtig! Sehr wichtig sogar. Jedoch sollte ein unerwünschtes Verhalten nicht mit dem Rückruf abgebrochen werden. Im schlimmsten Falle, macht man sich einen guten Rückruf sogar kaputt. Der Hund soll ja immer nur dann kommen, wenn er gerade etwas Spannendes macht. Wird ein unerwünschtes Verhalten immer mit dem Rückruf unterbrochen, auf den eine hochwertige Belohnung folgt, kann dieses Verhalten indirekt sogar verstärkt werden. Aus meiner Erfahrung heraus, haben sich viele noch gar keine Gedanken über ein solches Signal gemacht. Dabei ist es so wertvoll für den Alltag und jede nur denkbare Situation. Falls du dich gerade dabei erwischen solltest- keine Sorge! Wir können das gemeinsam ändern! Der Rückruf sollte ein freudiges oder wenigstens neutrales Signal bleiben. Der Hund soll lernen: Lass das, was du gerade tust. Gerne kann man noch hinzufügen, dass er stattdessen zu mir kommen soll. Zurück zum Beispiel: Benutzt man hier anstatt dem Abbruchsignal ein Komm-Signal, versteht der Hund nicht, was er (vielleicht auch in Zukunft) lassen sollte. Das heißt nicht, dass ein "Lass es" nicht so aufgebaut werden kann, dass es sowohl Hund als auch Mensch Spaß macht. Beim Video links unterbreche ich Carlos Hetzen nach dem Ball. Das ist die Extended Version. Für meinen Geschmack könnte er hier sogar noch einen Tick schneller reagieren. Ich zeige dir gerne, wie Du zusammen mit mit deinem Hund ein Abbruchsignal aufbauen und einüben kannst. ... für Freude und Verlässlichkeit! Deine Ida von Verbindung Hund

Warum ein "Bleib" überflüssig ist und warum wir darüber nachdenken sollten, WAS wir belohnen möchten.
Sitz, Bleib und Komm? Lieber nicht!
Ich habe es schon so oft gesehen - und es ist auch nicht schlimm! Trotzdem lohnt es sich, darüber nachzudenken. Situation: Ein Hund liegt wie hier links im "Platz" oder "Leg dich". Jedenfalls ein Kommando, das dem Hund sagt, bleib da liegen. Ein verlässliches Signal wird dazu führen, dass der Hund, auch ohne das beliebte "Bleib" als "doppeltes" Signal, liegen bleibt - und das kann man üben! Genau genommen heißt es: "Bleib da bitte liegen, bis ich dich auflöse. D. h. vor allem der Mensch muss an seiner Verlässlichkeit arbeiten, indem er den Hund konsequent auflöst und ein Signal wie das "Platz" verlässlich durchsetzt. Kann sich der Hund auf mich verlassen - so fällt die Zusammenarbeit doch leichter! Was führt oft dazu, dass der Hund sich selbst auflöst außer ein fehlendes Auflösesignal? Der Hund wird aus dem Signal abgerufen und wird dann belohnt. Was wird also belohnt? Das Kommen und nicht das Liegen oder Sitzen! Wie mache ich es stattdessen? Ich setzte meinen Hund z. B. ins Sitz, laufe ein paar Meter, laufe wieder zum Hund, belohne an Ort und Stelle. Mit der Zeit kann dann die Ablenkung erhöht werden. Was wird belohnt: das Sitzenbleiben, so wie gewünscht!
Ohne Ruhe ist Alles Nichts!
Du hast wahrscheinlich schon oft gehört, dass Hunde sehr viel Ruhe brauchen. Viele Hunde brauchen dabei Unterstützung von uns, um zur Ruhe zu kommen.
Doch wie geht das eigentlich?
Ich zeige es dir, z. B. mit meinem geliebten Deckentraining oder der Etablierung eines Entspannungssignals.
Ruhe ist übrigens viel mehr als "Schlafen":
Ruhige Hundebegegnungen, ruhiges Verhalten im Haus, kein Anspringen, ruhiges Empfangen von Besuch usw...! Und das erlangt man vor allem mit Regeln, Grenzen, Klarheit und Konsequenz! Ab Tag 1!
